Der Unterschied zwischen Bootleg, Counterfeit und Pirate Pressing.

Der Unterschied zwischen Bootleg, Counterfeit und Pirate Pressing.

Juristisch ist die Unterscheidung dieser meist illegalen Veröffentlichungen eindeutig: Ein Bootleg ist die Veröffentlichung von Aufnahmen, die der Künstler nicht autorisiert hat, etwa Livemitschnitte, Studio-Outtakes oder bislang unveröffentlichte Songs. Eine spätere Autorisierung durch die Künstler ist dabei möglich und wird auch zuweilen praktiziert. Es gibt außerdem eine Reihe „offizieller“ Bootlegs mit Material, das im Vorfeld unautorisiert aufgenommen oder auch von Künstlern selbst ausgewählt wurde. Strenggenommen handelt es sich hier natürlich nicht um Bootlegs; vielmehr wird für solche Veröffentlichungen dieser Begriff genutzt, um sie von regulären Alben abzugrenzen und sie besonders wirken zu lassen.

Eine Piratenpressung enthält Musik und Aufnahmen, die schon einmal veröffentlicht wurden, etwa als reguläres Album oder Single. Solche Pressungen gibt es vor allem von raren, nicht mehr erhältlichen Releases. Die Reproduktion des musikalischen Inhalts ist nicht legitimiert, die Verpackung selbst unterscheidet sich jedoch vom Original und gaukelt dem Käufer auch nicht vor, eine Originalpressung zu sein. Das unterscheidet Piratenpressungen letztlich von Counterfeits, die mehr oder weniger exakte Kopien der Originale sind und je nach Aufwand und Fertigkeiten der Fälscher schwer bis gar nicht vom Original zu unterscheiden sind. Für Bootlegs, Counterfeits und Piratenpressungen gilt: Die Auswertung der Urheberrechte an der enthaltenen Musik wurde vom Urheber nicht autorisiert.

 

Weniger eindeutig lässt sich die Frage nach dem Klang klären. Bei Bootlegs ist die Antwort noch einfach: Qualität und Klang hängen stark vom Basismaterial ab, also den tatsächlichen Aufnahmen und dem entsprechenden Master. Handelt es sich um Live-Mitschnitte, und wie wurden sie aufgezeichnet? Wurden mehrere Mikrofone im Raum platziert, wurde direkt vom Mischpult abgenommen, oder hat einfach jemand ein Handy in die Höhe gehalten? Wurden die Aufnahmen danach noch mal bearbeitet und eventuell einem professionellen Mix und Mastering unterzogen? Bei einem offiziellen Release kann man davon ausgehen, dass das Ergebnis so klingt, wie Künstler und Produzenten sich das vorgestellt haben. Beim Bootleg wird man Informationen über diese Details sicher nicht prominent auf der Verpackung finden. Hier ist etwas Recherche nötig, wobei auch eine eher schlechte Aufnahme einen historischen Wert haben kann.

Piratenpressungen und Counterfeits kann man in Sachen Klangqualität zusammenfassen, da sie inhaltlich das gleiche repräsentieren: Kopien der Originale. Das Ergebnis hängt dann stark davon ab, von welchem Ausgangsmaterial die Pressung stattgefunden hat – die vielfältigen Produktionsschritte einer Schallplatte machen da eine Einschätzung schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Bewertung des Sounds subjektiv ist und dass nicht zwangsläufig das, was wir als angenehm und gut klingend bewerten, die ursprüngliche Intention des Künstlers widerspiegeln muss. Die Herkunft des Materials ist also entscheidend fürs Ergebnis.

 

Counterfeits und Piratenpressungen können von den Original-Presswerkzeugen erstellt sein oder von der gleichen Überspielung. Solche Pressungen sind vor allem aus den 70ern und 80ern bekannt, aber sehr selten und heute wegen der engmaschigen Kontrollen in Presswerken praktisch unmöglich. Etwas wahrscheinlicher ist da schon eine Pressung vom selben digitalen oder analogen Master. Hierbei ist für die Klangqualität entscheidend, wo das Master überspielt, also geschnitten wurde, und die Pressung letztlich stattgefunden hat. Es ist damit zumindest theoretisch denkbar, dass sich Counterfeit oder Piratenpressung klanglich vom Original unterscheiden und subjektiv erlebt „besser“ klingen können.

Das gängigste Verfahren bei Counterfeits und Piratenpressungen sind indessen Kopien der Originalalben mittels Digitalisisierung oder Überspielung. Nicht selten werden hier etwa die CD-Versionen als Master genommen und mehr oder weniger stark bearbeitet. Auch analoge Überspielungen oder einfache digitale Kopien im MP3- oder anderen stark komprimierten Formaten sind denkbar. Wenn als Master Originalalben digital oder analog überspielt werden, wird

sich die Qualität des fertigen Produkts zunächst daran bemessen, ob und wie sorgfältig diese Master einer weiteren Bearbeitung unterlagen, bevor die Platten geschnitten werden. Physikalisch wird so eine Kopie nie die Qualität des Originals erreichen, es ist aber durchaus denkbar, dass bei einer gewissenhaften Aufarbeitung die Unterschiede an der heimischen HiFi-Anlage kaum oder gar nicht wahrnehmbar sind.

Als Vinyl-Fan sollte man sich bewusst sein, dass alle beschriebenen Szenarien viele Risiken bergen und man beim Kauf von Bootlegs, Counterfeits oder Piratenpressungen besser davon ausgehen sollte, keine wirklich gut klingende Platte zu bekommen. Dass es grundsätzlich illegal und kulturell unmoralisch ist, Platten zu erwerben, die Künstlern weder eine finanzielle Beteiligung gewährleisten noch über deren Veröffentlichung, Anmutung und Inhalt sie die Kontrolle haben, sollte mittlerweile jedem Plattensammler bewusst sein. Am Ende steht man hier immer auch vor einer Gewissensentscheidung.