Flexi-Discs

Nahaufnahme einer blauen Flexi-Disc-Schallplatte auf einem alten Plattenspieler

Die im Singleformat erhältlichen Flexi-Discs erfreuen sich immer noch breiter Beliebtheit, es gibt eine eigene Sammlerszene dafür. Allerdings sind sich Plattenliebhaber einig, dass Flexis eher ein nettes Gimmick darstellen, das in der Klangqualität mit herkömmlichen Schallplatten nicht mithalten kann. Deshalb bieten sie auch nur wenige Presswerke an. Die Aufrüstkosten einer Maschine zur Pressung und der zu erwartende Erlös der entweder günstig oder gratis angebotenen Folien stehen kaum in einem wirtschaftlichen Verhältnis. Ein Großteil der heute erhältlichen Flexis erscheint daher als Beilage etwa in Musikzeitschriften oder wird solo als besondere Fan-Edition ausgegeben. Der Wert der Discs bemisst sich daher meist danach, wie stark die Bindung zwischen Fans und Künstlern ist. In den 70ern und 80ern waren Flexis wesentlich verbreiteter. Vor allem in Osteuropa wurden sie als Unterrichtsmittel eingesetzt. Noch heute kann man auf Flohmärkten liebevoll aufgemachte Heftchen finden, die neben Illustrationen bis zu zehn blau-transparente Flexis – zusammengeheftet als Kompendium – mit russischen Kinderliedern beinhalten. Diese wurden an Schulen verteilt und im Musikunterricht eingesetzt. In Grundzügen hat sich an der Fertigung bis heute wenig verändert, wobei das Rohmaterial damals anders verarbeitet wurde. 

Doch der Reihe nach: Flexis werden wie Schallplatten auf herkömmlichen Pressmaschinen gepresst. Man fertigt Stamper aus Schnitten an, die denen einer konventionellen Pressung entsprechen. Im Etikettenbereich werden sie allerdings nicht geschliffen beziehungsweise aufgeraut, da ja kein Etikett verpresst wird, das den Schliff zur bessern Haftung erfordern würde. Das Grundmaterial einer Flexi ist kein Granulat, das extrudiert wird, sondern eine Hart-PVC-Folie. Die kennt man bereits aus der Fertigung von Picture Discs. Während bei denen im Pressvorgang zwei Folien mit einem Vinyl-Kloß in der Mitte und großformatigen Papieretiketten „verheiratet“ werden, erfolgt die Pressung von Flexis auf einer einzelnen Folie. Um Verwölbungen bei der Pressung zu vermeiden und weil zudem keine Pressmasse gleichmäßig über eine Platte verteilt werden muss, arbeitet man hier mit vollkommen plan geschliffenen Pressplatten. Die in der Fachsprache als „Moulds“ bekannten Platten sind Bestandteil der Maschine und nehmen die Stamper auf. Bei einer normalen Schallplatte haben die Moulds Vertiefungen oder Erhöhungen im Etikettenbereich, das sogenannte Profil. Hier arbeitet jedes Presswerk mit eigenen Spezifikationen, die sich nach Pressdruck, Temperatur und verwendeter Pressmasse richten. 

Die Moulds selbst sind von Gängen durchzogen, in die beim Pressen zur Erwärmung heißer Wasserdampf gedrückt wird und zur Abkühlung kaltes Wasser. Nur in der Kombination aus Dampf und Wasser kann gewährleistet werden, dass man in einer Zykluszeit von etwa 25 Sekunden eine Temperatur von 130 Grad mit sofortiger Abkühlung erreicht. Flexis fertigt man im Gegensatz zu normalen Platten zwar mit demselben Pressdruck, aber mit wesentlich geringerer Temperatur und kürzerer Aufheizzeit. Die Herstellung der eigentlichen Moulds ist äußerst anspruchsvoll und entsprechend teuer. Sie müssen auf hundertstel Millimeter exakt geschliffen sein, damit die Stamper perfekt haften. Wenige Firmen sind darauf spezialisiert und können diese Anforderungen erfüllen. Die Anfertigung spezieller Moulds für eine Flexi-Pressung ist also eine Investition, die sich lohnen muss. Solche Moulds sind für gut 100.000 Pressvorgänge ausgelegt, und ihr Preis amortisiert sich nur bei solchen Mengen. 

In der Praxis integriert man also Stamper in den Maschinen und legt eine bereits auf Maß geschnittene Folie ein, die dann einseitig gepresst wird. Diese Folie lässt sich auf der anderen Seite mit Informationen oder einer Grafik bedrucken. Genau wie bei einer Picture Disc ist die Ausformung der Rille nicht so exakt wie bei einer normalen Platte, da sich dort eine viskose, fast flüssige Masse viel besser verteilt. Das geht zu Lasten der Klangqualität. Eine Flexi hat wie eine Picture Disc hörbar geringere Dynamik und ein erhöhtes Grundrauschen. Sie ist außerdem empfindlicher und weniger langlebig. Dadurch dass sie außerdem weniger stabil ist, kann es später durch Verwölbungen zu Verengungen der Rille kommen, durch die die Nadel weniger exakt gleitet und dabei sogar Schaden nehmen kann. Hier liegt auch der Grund dafür, dass Flexis maximal im Single-Format gefertigt werden. Eine größere Platte wie eine 12-Inch wäre schlichtweg zu labberig. 

Beidseitig gepresste Flexis wie die oben beschriebenen Kinderlieder-Alben aus russischer Produktion findet man heute unterdessen gar nicht mehr. Sie wurden in der Regel nicht mit vorgeschnittenen Folien gefertigt, sondern von einer Rolle, auf der sich mehrere Kilometer Folie befanden, die durch eine entsprechende Maschine liefen und in zwei Durchgängen erst auf der einen, dann auf der anderen Seite gepresst und danach auf Maß geschnitten oder gestanzt wurden. Man versah sie, wenn überhaupt, mit einem Tampondruck im Innenbereich mit Informationen. Die dafür erforderlichen Maschinen gibt es nach aktuellem Kenntnisstand nicht mehr. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass sich der Aufwand für eine Flexi-Pressung vom Aufwand für eine herkömmliche Pressung nicht unterscheidet, ihr Wert und möglicher Erlös aber ungleich geringer ausfallen. Das macht sie wirtschaftlich nicht gerade attraktiv. Für Sammler können sie trotzdem eine Wertanlage sein, weil sie so speziell und rar sein können, dass sich ihr Wert genau aus ebendiesen Eigenschaften ableitet.