Plattenspieler-Aufstellung

Plattenspieler-Aufstellung

Wenn wir uns mit der Aufstellung des Plattenspielers und seiner An- oder Entkopplung beschäftigen, interessiert uns die Auslenkung des Spielers selbst, wie sie einerseits durch Schwingungen von außen beeinflusst wird und wie wir andererseits dafür sorgen können, dass möglichst nur die tatsächlichen Schwingungen, die wir hören wollen, an die weiteren Mitglieder unserer Akustikkette weitergegeben werden. Ein einfacher Versuch hilft dem Verständnis: Setzt man die Nadel in die Einlaufrille einer Platte, die keine Klanginformation enthält und klopft vorsichtig auf das Chassis des Plattenspielers, hört man das Klopfen in den Lautsprechern. Das zeigt: Jede Schwingung, die in der Umgebung des Plattenspielers existiert, wird sich auf ihn übertragen. Und wie immer bei solchen Fragen kann es hier keine allgemein¬gültige Erklärung geben. 

So gilt etwa eine Wandbefestigung als ziemlich sichere Sache gegen Körperschall-Einflüsse, wobei aber Wände aus Gipskarton den Wunsch nach Entkopplung eher konterkarieren können und sich bei schweren Plattenspielern außerdem auch als nicht tragfähig genug erweisen. Das Gleiche gilt dann auch für die Bodenbeschaffenheit, wenn man sich für eine Aufstellung auf dem Boden oder eben in einem Regal oder auf dem Sideboard entscheidet: Ist der Boden eine Betondecke oder ein harter, gefliester Kellerboden – mit oder ohne Estrich-Unterlage –, ist es eine Dielung mit einer trockenen Ausgleichsschüttung, fußt die Statik des Hauses auf einem Fachwerk und wenn, ist selbiges aus Beton, Holz oder Stahl? Solche Fragen gilt es zunächst zu klären. Und dann steht dem Experimentieren nichts mehr im Weg.

Stellt man den Plattenspieler auf ein Rack, das auf dem Boden steht, gilt vor allem eines: Standfestigkeit. Die erreicht man idealerweise mit drei Aufsetzpunkten und nicht vier Beinen. Dazu: Masse! Je schwerer man das Rack macht, desto besser. Der nächste Schritt ist dann, die Eigenresonanz so tief wie möglich herunterzubringen. Hier hilft der oben beschriebene Klopftest: Ein metallisches, hallendes „Pling“ im Lautsprecher lässt die rote Lampe beim Tester angehen. Ein dunkles, wenig voluminöses „Pock“ ist da schon besser. Ziel der Konstruktion sollte sein, dass sich das Rack verhält wie ein nasser Sandsack, der sich selbst von einem beherzten Faustschlag unbeeindruckt zeigt. Zur Entkopplung sind heutige Plattenspieler schon von Werk aus ganz gut eingerichtet, egal ob man es mit Geräten mit Sub-chassis oder Zargen mit schwingungsdämpfenden Füßen zu tun hat. Letztere sind in der Regel Gummifüße, die innen hohl sind und wie ein halb aufgeschnittener Tennisball wirken, der in Clubs immer noch gerne zum Einsatz kommt. Das Luftpolster unter der umgestülpten Gummikugel sorgt für einigermaßen resistenten Schwingungsausgleich in allen Richtungen. Ältere Plattenspieler haben derweil meistens gefederte Füße, die durch die Anfälligkeit für horizontale und Kreiselbewegungen eher abzulehnen sind, weil sie außerdem den Gleichlauf des Motors beeinflussen.

Verstellbare Füße sind eine feine Sache, denn der Plattenspieler muss natürlich perfekt „im Wasser stehen“ ausbalanciert werden. In aller Regel haben Platten¬spieler nur einfache Gewindestifte ohne Kontermuttern, die dann je nach eingestellter Höhe im Gewinde wackeln – das wollen wir gar nicht haben! Hier empfiehlt sich, die Füße lieber festzuziehen und mit Münzen als Unterlage die Höhe zu regulieren. Darüber hinaus kann man mit einer Mischung aus harter Ankopplung und Entkopplung experimentieren. Hierbei stellt man den Plattenspieler „hart“ angekoppelt auf eine Platte aus möglichst hartem Material mit niedriger Eigenresonanz, etwa Granit, Schiefer oder MDF. Denkbar sind auch Multiplexplatten, die durch die gegenläufigen Faserrichtungen der verleimten Schichten einerseits Schwingungen gut ableiten, andererseits besonders verwindungssteif sind. Für die Ankopplung an die Platte empfehlen Klangexperten Spikes, ich selbst habe bessere Erfahrungen mit Kugelköpfen aus Duroplast gemacht, die es im Baumarkt zu kaufen gibt. Denn im Gegensatz zu Spikes beschädigen sie den Untergrund weniger und sind natürlich auch viel günstiger. 

Auch hier gilt: Drei sind besser als vier Füße. Unter der Platte kann man mit verschiedenen Materialien zur Entkopplung experimentieren. Die Palette an Möglichkeiten reicht wiederum von den bekannten Tennisbällen über wabenartige Pappe (wie man sie etwa in der Seitenwand eines ausrangierten Regals vom schwedischen Möbel-Discounter findet, wenn man das Furnier abreißt) bis hin zu Eierpackungen, Korkstreifen, Filz oder etwa in Scheiben geschnittenen Heizungsrohr-Isolierungen beziehungsweise Schwimmnudeln. Der Aufstellort sollte außerdem gewährleisten, dass sich der Plattenspieler möglichst weit von den Quellen elektromagnetischer Schwingungen befindet – direkte Nähe zu Lautsprechern, Verstärkern oder Transformatoren ist zu vermeiden. Viel Spaß beim Experimentieren!

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